Claire Keegan, Das dritte Licht

Diese knapp hundert Seiten, wunderschön in Leinen gebunden, lassen mich seit geraumer Zeit nicht wieder los. Wie Claire Keegan die wenigen Worte perfekt setzt, auf engstem Raum eine direkt ins Herz treffende Geschichte erzählt, indem sie sehr viel nicht erzählt und viel Raum für eigene Gedanken lässt, ist große Kunst. Ein Mädchen, aufgewachsen in rauen Verhältnissen im ländlichen Irland Ende der 80er Jahre,  wird im Alter von vielleicht acht Jahren bei Verwandten abgegeben, damit seine hochschwangere und schon mehrere Kinder versorgende Mutter während der Zeit der Entbindung entlastet ist. Aus ihrer Perspektive begleitet man sie lesend dabei, wie sie im Haus dieses Ehepaares erstmals Wärme, Güte, Zugewandtheit erfährt, zunächst ungläubig und misstrauisch ist, dann zögerlich Vertrauen fasst, zu genießen beginnt. Und wünscht ihr so sehr ein gutes Ende. Für mich ein literarisches Geschenk.

Liebe Grüße
Julia