Warum ich meine Hochzeit absagte und andere Liebeserklärungen Gerade eben habe ich „Die Kranichfrau“ (Original: The Crane Wife. A Memoir in Essays; 2022) durchgelesen und fühle mich - so wunderbar erfüllt. Wieso, frage ich mich. Ich habe mir noch einmal mit Genuss das Cover angeschaut. Verlag C. H. Beck wählte für das Buch der Autorin CJ Hauser („Christie“) ein warmes Orange und eine Frau, die sportlich ihren Körper trainiert. Ich streichelte diese Frau. Was war mit mir passiert? Im Grunde genommen wollte ich mich und alle Frauen streicheln und liebkosen. „Wir Frauen“ dachte ich mit einen starken Glücksgefühl.

Das Buch erschien in Deutschland 2023; es besteht aus Essays über die Liebe, die sich zu einer Geschichte verweben. Wenn du es aufschlägst, bietet dir das Inhaltsverzeichnis vier Akte - wie ein Theaterstück. Vorangestellt ist dem Akt 1 ein Zitat wie ein Gedicht von Paige Lewis (aus: Als ich sah, wie ein Pelikan verschlang) - es erzählt von Frauen, die einst mit Radium hantierten; ihnen war gesagt worden, das sei ungefährlich. Paige Lewis ist eine Songwriterin. Im Buch folgen darauf 27 kurze Liebesgeschichten. Beim Lesen bekam ich Lust, meine eigenen Liebesgeschichten zu erzählen. Am liebsten war mir die Geschichte von der Scrabble-WM im Jahr 2000. Aber so gepackt wie am Ende des Buches war ich da noch nicht.

In dem Buch werden Geschichten erzählt - Essays. Alle ranken sich um die Autorin, ihren Gang durchs Liebesleben bis heute, da sie Ende dreißig ist. Allmählich erst verweben sich all diese Geschichten zu einem engen Geflecht. Doch am Ende war ich von ihnen erfüllt und dachte über das Frau-Sein nach. Nach welchen Kriterien wählte ich meinen Lebenspartner? Passe ich mich ihm an, ordne ich mich ihm unter - oder eher nicht? Habe ich aktiv gewählt oder abgewartet, bis ich gewählt wurde? Warum habe ich keine Frau gewählt? Was machen Frauen, die nicht so eindeutig wie ich auf Männer fixiert sind? Will man einen Kranich retten, bringt es nichts, ihn anzustarren. Stattdessen sollte man untersuchen, ob es genug Essen und Trinken gibt, ob es geschützte Schlafplätze gibt. „Die Kranichfrau“ ist ein altes japanisches Volksmärchen - und wird in unglaublich vielen Varianten erzählt. Und hier wird von der Liebe und ihrem Variantenreichtum