
Das Meer
Bücher erleben - Bücher genießen
Michaela Chirif: Das Meer
Welch wunderbares Bilderbuch!
Den Text schrieb Micaela Chirif (*1973), aus Lima - die indes in
Barcelona Kinder- und Jugendliteratur studierte. Für die Bilder gibt es gleich
drei Künstler:innen gemeinsam - alle leben in Mexiko: Amanda Mijangos, Armando
Fonseca und Juan Palomino. So ist es kein Wunder, dass „Das Meer“ einem
Kunstwerk gleicht. Auf dem Cover siehst du blaue Wellen-Linien - na klar, das
Meer! Sofort denke ich: Wie schön wäre es, jetzt mit Kindern um ein großes
Blatt Papier zu sitzen - ein blauer Stift oder Pinsel macht die Runde und alle
malen nacheinander ein Stück Meer - einen blauen Strich quer über das Papier,
krumm, gerade, gewellt, geschlängelt (daran hätten unbedingt auch Erwachsene
ihre Freude, sie geben das oft nur nicht zu). Ist das Meer gemalt, so schauen
alle zusammen auf das Bild, erinnern sich, beginnen zu erzählen …Wer indes
allein ist, und weder Papier noch Stift zur Hand hat, schließt am besten die
Augen und stellt es sich vor: das stete Bewegen der Wellen, die blaue Weite.
Schlägst du das Buch dann
auf, so schenkt es dir Bilder von Schnecken, Muscheln, Fischen - dazu ein
Mädchen, welches sich eine Muschel ans Ohr hält und lauscht.
Die Geschichten in dem Buch
gleichen reimlosen Gedichten. Wähle irgendeines. Lies es laut (vor) - und denke
über das Gelesene nach; versuch es intensiv zu visualisieren (also in Gedanken
zu riechen, hören, sehen, berühren). Oder lass dich von den Worte anregen zum
Philosophieren, zum Sinnieren.
Ganz am Beginn wird vom
Himmel erzählt - ja, tatsächlich! Oft schaust du in den Himmel, wenn du doch
eigentlich das Meer betrachtest. Auf den Himmel folgen Wal, Meerjungfrau,
Fische und Weiteres. Viele kleine Geschichten über Lebewesen und Dinge, welche uns
im Zusammenhang mit dem Meer in den Sinn kommen. Auf jeder Seite ist in diesem
Buch ein Fischer mit seinem Boot zu entdecken. Von ihm sind keine Worte zu
lesen, von ihm erzählen allein die Bilder.
Beim Lesen und Schauen stelle ich mir vor, wie ich am Meer stehe und es betrachte. Da läuft vielleicht ein Kind mit juchzender Freude mit dem Wasser um die Wette. Oder ich stehe ganz still und träume - und mich überkommt diese herrliche stille innere Ruhe. Hast du das Buch durchblättert, so wirst du feststellen, dass das Spiel noch lange nicht zu Ende ist. Es hat gerade erst begonnen.