Der Stammhalter
Alexander Münninghoff: Der Stammhalter. Roman einer Familie
In Lettlands Hauptstadt Riga lebt der Kaufmann Joannes Münninghoff (1887-1954). Er ist Katholik und stammt aus den Niederlanden, aber niederländisch sprechen weder seine russische Gattin Erica (1892-1982) noch die vier Kinder, die zwischen 1920 bis 1925 geboren werden: Frans, Titty und die Zwillinge Jimmy & Xeno. Als einer der reichsten Männer Lettlands bietet Joan Münninghoff seiner Familie ein mondänes Leben. Der älteste Sohn Frans liebt sein baltisches Luxus-Leben, doch sein Vater schickt ihn - als er 12 Jahre zählt - in die Niederlande auf eine katholische Schule. Frans fühlt sich vom Vater unverstanden., die Mutter indes steckt ihm immer wieder heimlich Geld zu.
Als der 2. Weltkrieg droht, flieht die Familie 1939 in die Niederlande - bezieht dort in Voorburg bei Den Haag eine stattliche Villa. Auf die Balkonbrüstung lässt Joan Münninghoff „Brīvā Latvija“ (Freies Lettland) pinseln. Die Familie hatte Fabriken, Häuser und Grundstücke zurücklassen müssen - hat aber auch Vieles beiseite schaffen können. Man spricht weiterhin Deutsch miteinander - das weiche und sanfte Deutsch des Baltikums. Sohn Frans will auf gar keinen Fall in den Niederlanden leben - geht deshalb zur deutschen Waffen-SS. Damit taugt er für seinen Vater nicht mehr als Erbe. Aber der Sohn von Frans - geboren im April 1944 in Posen; Posen (polnisch: Poznań) ist damals eine deutsche Stadt - der wird als „Stammhalter“ auserkoren. Joan Münninghoff lässt ihn mitsamt seiner Mutter Wera in die Niederlande holen.
Der Roman „Der Stammhalter“
(Orig: De stamhouder; 2014) ist eine wahre Familiensaga - großartig erzählt uns
der Autor Alexander Münninghoff (1944-2020) von der Welt von damals - aus der
Sicht der Reichen und Mächtigen. Dabei tun sich immer wieder auch Abgründe auf.
Dass diese Familie letztendlich zerbricht - das lag nicht am Krieg (den nutzte
der Großvater für Geschäfte). So wurde letztlich aus Stammhalter Alexander
Münninghoff ein Journalist und Schriftsteller. In seinem Roman klingt Vieles
absolut unglaublich. Vieles erscheint uns absurd, Vieles ist richtig tragisch
(z.B. wie die Familie seine Mutter Wera behandelt).
Aus dem Roman wurde in den Niederlanden 2023 auch eine Fernsehserie produziert.
