Dominique Manotti: Marseille.73
Dominique Manotti: Marseille.73
Aus dem Französischen von Iris Konopik.
Ariadne 23,00 €
Dominique Manotti ist zwar schon fast 80 Jahre alt, aber immer noch eine der besten Autorinnen des Krimi-Noir. In ihrem neuesten Roman Marseille.73 beschreibt sie, dass auch 11 Jahre nach dem Ende des Algerienkrieges Rassismus und Hass eine Atmosphäre der Gewalt in weiten Teilen Marseilles entstehen lassen. Ein Mord an einem französischen Busfahrer nehmen die Scharfmacher der rechten Extremisten zum Anlass, eine Pogromstimmung gegen die Migranten aus Algerien zu schüren. Dabei wird ein junger Mann mit algerischen Wurzeln umgebracht.
Dominique Manotti macht transparent, wie die lokalen Polizeiorganisationen durchdrungen sind von Rassismus und Nationalismus. Im Falle des jungen Mannes wird nur halbherzig ermittelt. Erst ein Kommissar von außerhalb bringt Licht ins Dunkle. Dabei wird die vielfältige wechselseitige Durchdringung von Polizei, Geheimdiensten und rechtsextremistischen Organisationen sowie rechtslastigen Medien sichtbar. Dominique Manotti hat erneut einen wunderbaren Kriminalroman geschrieben, der in beispielhafter Weise individuelle Schicksale und gesellschaftliche Zusammenhänge miteinander verknüpft.
Aufgrund der zahlreichen Organisationen und Personen ist der Roman ein nicht für jedermann immer leicht zugängliches Werk. Der mitunter etwas mühsame Einstieg lohnt sich aber. Die Leser:innen erwartet eine informative Geschichtsstunde zum Algerienkrieg, gepaart mit dem aktuellen Thema Rassismus und einem vielschichtigen Mordfall, bei dem die vermeintlich Guten oft die wahren Bösen sind. All das macht Marseille.73 zu einem weiteren Noir-Highlight von Dominique Manotti. Muss man unbedingt lesen!
Besonders gefallen hat mir und gefällt mir immer wieder bei dieser Autorin: Eine klare Haltung zum Thema und literarische Qualität müssen sich nicht ausschließen!