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Katharina Fuchs: Lebenssekunden

„Er sagt, wenn Christine bei den Qualifikationen gut abschneidet, kann sie es noch in den Kader für die Olympischen Spiele schaffen. Ist das nicht fantastisch, mit sechzehn wäre sie die jüngste Turnerin, die jemals teilgenommen hat.“ Christines Mutter sah ihre Familie reihum mit leuchtenden Augen an. Auf einmal hatte ihre blaue Iris wieder Glanz. Als nicht sofort eine begeisterte Reaktion kam, schmierte sie Margarine auf eine Brotscheibe, strich das Messer an der Kante ab, legte eine Scheibe Blutwurst darauf und schnitt sie in vier gleiche Teile. Dann schob sie den Teller zu ihrem Mann. „Stell dir vor, Dietmar: Bis nach Australien käme sie, nach Mehlburne.“ „Es heißt Mellbörn“, verbesserte sie ihr Sohn ...

Katharina Fuchs: Lebenssekunden

Manchmal wähle ich ein Buch, weil das Thema mich interessiert. So war es bei „Lebenssekunden“. Die Turnerinnen der damaligen DDR – ihre genialen Turn-Künste verfolgte ich seit der Olympiade in München 1972 immer wieder gebannt in unserem Schwarz-Weiß-Fernseher. Heute weiß ich, dass die Turnmädchen Medikamente nehmen mussten, um diese Leistungen zeigen zu können. Katharina Fuchs nennt ihre Protagonistin Christine. Diese turnt im Jahre 1956 mit großer Freude, wird angespornt von ihrer Mutter. Bei Schmerzen nimmt sie Medikamente, das ist zunächst kein Problem für sie. Sie vertraut dem System. Dieses Vertrauen schwindet. Sie beginnt nachzudenken, zu hinterfragen. Ebenfalls im Jahr 1956 lebt Angelika in Kassel und schmeißt mit 16 Jahren die Schule. Sie will Fotografin werden. Ihre Familie unterstützt ihre Idee durchaus. Doch eine Lehrstelle als Fotografin muss sie schon selber finden. Das aber ist damals – als Frau – fast undenkbar. In diesem Buch gelingt alles, wenn auch Hindernisse überwunden werden müssen. Wen der Werdegang von Christine und Angelika interessiert, wie beide sich letztlich begegnen, wer auch politische Hintergründe mag, wer außerdem mit Vergnügen Orte beim Lesen wiedererkennt – in diesem Fall Kassel und Berlin: Euch lege ich das Buch ans Herz. Es ist richtig gut erzählt.