
Kunst forschen
Bücher erleben - Bücher genießen
Das Buch fällt auf! Es ist groß, grau und trägt einen ungewöhnlichen Titel: „Kunst forschen“. Nein, nicht erforschen, sondern forschen. Was mag dahinter stecken? Autorin-Illustratorin Sigrid Eyb-Green (*1974 in Wien) hat zusammen mit einem ganzen Graduiertenkolleg dieses Buch geschaffen - das klingt verheißungsvoll.
Wer forschen will, stellt zunächst einmal Fragen, die zum Forschen - zum Nachfragen und Nachdenken - anregen. So beginnt dieses Buch mit echt spannenden Forscherfragen - jede wird auch beantwortet. Wer macht Kunst? - Was kann Kunst? - Wo ist Kunst zuhause? …
Wer weiter blättert, bekommt erst einmal erzählt, wie im Jahr 1618 der Dreißigjährige Krieg begann - so wunderbar schlüssig geschildert. Das entfacht Neugier. Warum musste ich als Kind über dieses Ereignis nur trockene Fakten lernen? Warum aber wird in einem Kunstbuch von dieser Zeit überhaupt erzählt? Nun, Geschichte hatte und hat doch auf alles Einflüsse - so auch auf die Kunst. Auf einer ausklappbaren Seite - die das Buch noch größer werden lässt - wird uns der Maler Friedrich Brentel vorgestellt - per Wort und Bild. Dieser Maler begann im Dreißigjährigen Krieg mini-kleine Gemälde zu malen - vielleicht weil die Auftraggeber diese auf der Flucht leicht mitnehmen konnten? Seine Miniatur-Bilder kannst du heute beispielsweise in der Kunsthalle Karlsruhe betrachten.
Wer in keine Kunsthalle gehen will, kann Kunst auch ganz unerwartet begegnen - sieht auf alltäglichen Wegen ein buntes Glasfenster, eine Skulptur oder ein Mosaik an einer Hausfassade. Diese Kunst wurde vielleicht finanziert durch „Kunst am Bau“. Wie aber kam es zu dieser Kunstform? Nun, der Staat wollte nach dem 1. Weltkrieg, als viele Menschen arbeitslos waren, die finanzielle Not von Kunstschaffenden lindern - und beschloss, jedes neu erbaute öffentliche Gebäude - Bahnhof, Schule oder Krankenhaus - muss auch mit Kunst ausgestattet werden. Kunst am Bau kann sehr verschieden ausfallen.
Dieses Buch zeigt und erzählt sehr vielschichtig, wo und was Kunst sein kann, von Forschungen drumherum. Sowohl in den Bildern als auch in den Sätzen ist wunderbar viel zu entdecken. Und wunderbar viele Fragen regen zum Nachdenken und Weiterdenken an.
Altersempfehlung des Verlags: ab 10 Jahren