Kein Sturm, nur Wetter
Judith Kuckart: Kein Sturm, nur Wetter
Eine gut 50-jährige Frau macht einen Ausflug zum Berliner Flughafen Tegel. Warum auch nicht? Es ist Wochenende und in Tegel ist immer was los - und Kaffee oder Bier gibt es dort auch. Im Flughafencafé kommt sie mit einem Reisenden ins Gespräch - sein Name ist Robert Sturm. Er fliegt nach Sibirien, beruflich, will dort eine Woche bleiben. Er ist achtzehn Jahre jünger als sie. Heimlich stibitzt sie ihm eine Visitenkarten aus seinem Portemonnaie, als er kurz telefoniert.
Als er in sein Flugzeug gestiegen ist, beginnt sie auf ihn zu warten. Sie verlebt eine normale Arbeitswoche, denkt auch an ihr Leben, wie sie 1981 - gerade einmal achtzehn Jahre alt - nach Berlin gekommen war, um zu studieren. Wie sie Viktor kennenlernte - doppelt so alt wie sie. Wie sie nach Viktor mit Johann zusammenlebte - im Ruhrgebiet - und dann allein nach Berlin zurückkehrte. Sie hat Arbeit mit netten Kollegen. Aber wo bleibt die Liebe? In dieser Woche also wartet sie auf die Rückkehr Robert Sturms; und da sie seine Adresse kennt, schaut sie einfach einmal nach wie und wo er so wohnt in Berlin.
So vergeht die Woche - es ist durchaus keine traurige Woche. Am nächsten Wochenende fährt sie wieder nach Tegel. Mal schauen, ob Robert Sturm sich an sie erinnert …
Ja, genau so kann ein Buch sein. „Kein Sturm, nur Wetter“ von Judith Kuckart (*1959 in Schwelm/Westfalen) hat mich sehr erfüllt.
