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Meine fremde Mutter

Christiane Dieckerhoff: Meine fremde Mutter

Wer in den 1970er Jahren ein Linker war, mit Widerstandsgruppen sympathisierte - das war damals in Studentenkreisen gang und gäbe. (Autor Peter Schneider schrieb über solch einen Intellektuellen seinen bis heute interessant zu lesenden Roman „Lenz“.) Einige indes überschritten den schmalen Grat und wurden Terroristen; schlossen sich der Roten Armee Fraktion (RAF) an. Die RAF war verantwortlich für mehr als 30 Morde an Führungskräften aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung mitsamt deren Fahrern, an Polizisten, Zollbeamten und amerikanischen Soldaten; außerdem für Geiselnahmen, Banküberfälle und Sprengstoffattentate. Was wäre gewesen, wenn … Der Roman „Meine fremde Mutter“ wurde gefördert von „NeuStart Kultur“ - einem Kulturförderprogramm nach der Corona-Pandemie 2020/21.

Autorin Christiane Dieckerhoff (*1960 in Datteln) lässt in ihren Roman persönliche Erfahrungen einfließen. Ja, vieles ist tatsächlich geschehen - doch die Geschichte ist fiktiv.

Am Beginn steht Rabea. Die junge Frau lebt heute, sie arbeitet in einem Frauenhaus. Anders als die Frauen, die im Frauenhaus Schutz suchen, liegt hinter ihr eine durchaus glückliche Kindheit. Allerdings hatte sie als Tochter eines überzeugten Linken, der dem Staat gründlich misstraute, immer irgendwie dazwischen gestanden. Mit Mitte zwanzig aber hatte sie sich in einen Mann verliebt, der alles verkörperte, was ihr Vater verachtete: Marvin ist Polizist.

Kapitel 2 dreht die Zeit zurück: Nika im November 1989 bei einem terroristischen RAF-Einsatz. Danach steht schnell wieder Rabea im Fokus - wie sie erleben muss, dass ihr Vater viel zu jung stirbt. Ihr bleibt ihre Mutter Gabi, die immer zwischen ihr und dem Vater vermittelt hat. Beide Frauen trauern sehr. Bei der Beerdigung auf dem Friedhof ist Rabea verwundert über die Anwesenheit eines unbekannten Mannes - sie spricht ihn an. Dieser Mann konfrontiert sie damit, dass Gabi gar nicht ihre richtige Mutter sei. Mehr verrät er nicht, steckt ihr nur noch seine Visitenkarte zu; er ist ein investigativer Joournalist. Rabea - wie erschlagen - erzählt zunächst niemanden davon. Sie nimmt ihr Leben wieder auf - aber das gelingt ihr natürlich nicht wirklich …

Zitat: … „Spinnst du? Papa ist gerade gestorben. Ich kann doch nicht hingehen und sagen: By the way, bin ich eigentlich deine Tochter? Weil: Da ist so ein Typ, der behauptet das Gegenteil. Außerdem: Der Typ hat doch einen Knall.“ „Und was ist, wenn er damit an die Öffentlichkeit geht?“, fragte Marvin. „Auf der Karte steht: investigativer Journalist. Solche Typen verdienen ihr Geld damit, in der Vergangenheit anderer Leute zu graben.“ …

Sehr einfühlsam und lebendig erzählt die Autorin von Rabeas Suche nach ihrer wahren Mutter. Das liest sich spannend, man will bald das Buch gar nicht mehr weglegen. Beim Lesen werden alte Zeiten lebendig - beispielsweise Demos gegen die Startbahn West des Flughafens Frankfurt. Was aber wird Rabea machen, wenn sie tatsächlich ihre wahre Mutter finden sollte?


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