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Alles, was wir nicht erinnern

Polen + Deutschland (Wedel bei Hamburg) + Tschechische Republik

Christiane Hoffmann: Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters

In aller Welt müssen Menschen fliehen, niemand ist freiwillig auf der Flucht. Auch der Vater von Autorin Christiane Hoffmann (*1967 in Wedel) musste fliehen. Er war ein Junge, neun Jahre alt; am 22. Januar 1945 begann seine Flucht aus Rosenthal (heute: Rozyna). Das Dorf bildete einen Treck mit etwa 50 Wagen, gezogen von Pferden und Ochsen, man hatte „die Russen über die Oder schießen“ gehört. So stapften oder fuhren die Menschen durch den Schnee und dachten dabei: Nur für drei Tage, wir müssen hinaus aus dem Beschussbereich - dann kehren wir zurück. Am Ende war der Treck 40 Tage unterwegs, am 2. März endete der gemeinsame Weg vor der Grenze nach Sachsen. Im Dorf blieben nur wenige Alte, kaum jemand kehrte zurück.

Wie fühlt Flucht sich an? Was ist Heimat? Das wollte Christiane Hoffmann ihr Leben lang wissen. Durch die Erzählungen ihres Vaters wurde die Heimat zu einem Sehnsuchtsland, zu einem Paradies - ein verwunschener Ort. Das sehr kleine Dorf war nach 1945 hinter dem „Eisernen Vorhang“ verschwunden. Es gehörte fortan zu Polen und in den Häusern lebten Menschen aus der Westukraine - auch sie wären lieber in ihrer Heimat geblieben. Sobald es möglich war, besuchte Christiane Hoffmann das sehr kleine Dorf - mehrmals. Aber das genügte ihr nicht. Es drängte sie danach, die Flucht zu spüren. Und so brach sie 75 Jahre später auf, ging zu Fuß denselben Weg wie ihr Vater, 550 Kilometer gen Westen. Zu Fuß und allein.

Von ihren Gedanken und Erfahrungen handelt ihr Buch „Alles, was wir nicht erinnern“. Ein Sachbuch? Eine Lebenserinnerung? Wer Eltern hat, die fliehen mussten, dem wird „Heimat“ aus Erzählungen vertraut. Das Erzählen aber macht die „Heimat“ oft zu einem Märchenland. Das Kind Christiane konnte sich nie wirklich vorstellen, dass es diesen märchenhaften Ort wirklich gab. Sie wollte als „Heimat“ einen realen Ort, wollte ihn schmecken, riechen, fühlen. Immer hat sie versucht zu verstehen, kam aber mit ihrem Verstand nicht weit.

Auf ihrem langen Weg durch Polen trifft sie Menschen, die sie fragt, ob sie sich erinnern können an die Fliehenden. Sie fragt auch später in der Tschechischen Republik junge Menschen nach ihren Gedanken: Was haltet ihr von der europäischen Idee? Und sie wurde gefragt: Warum reisen „die Deutschen“ lieber nach Spanien oder Italien als gen Osten? Sind „die Polen“ nur was wert als billige Arbeitskräfte?

Das Buch wechselt zwischen Erlebnisbericht, Erinnerungen, Gedanken, Hintergrundwissen. Ein neuartiger Virus unterbricht Christiane Hoffmanns Weg, sie lässt sich nicht aufhalten.
Als das Buch am 25. März 2022 erscheint, befinden sich viele Menschen aus der Ukraine auf der Flucht gen Westen. Diese gespenstische Aktualität hätte die Autorin niemals beabsichtigt, sie macht aber das Lesen noch eindringlicher.

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