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Westflug

Dato Turaschwili - Westflug

Am 18. November 1983 versuchten sieben junge Georgier aus Tbilissi ein Flugzeug Richtung Türkei, in die Freiheit, zu entführen. Die Beteiligten stammten aus intellektuellen Kreisen, Ärzte, Schauspieler, Künstler. Heute kursieren in Georgien von den Beteiligten dieser missglückten Flugzeugentführung noch immer allerlei Legenden. Das liegt wohl auch daran, dass die Familienangehörigen über Jahre hinweg nichts erfuhren; sie vermuteten die jungen „Terroristen“ („Banditen“ hießen sie damals in den Medien) teilweise in den sowjetischen Lagern oder gar im Ausland.

Darüber schrieb Dato Turaschwili (*1966) seinen Roman „Westflug“. Mit Hilfe von Zeugenaussagen schreibt er davon, was damals hätte geschehen sein können; Realität und Fiktion fließen ineinander. So entsteht eine große Eindringlichkeit. Das Buch selbst liest sich leicht und flüssig - es wird am Ende sehr, sehr spannend. Zunächst lernen wir die Beteiligten kennen. Da war Tina, die damals 18-jährige Kunststudentin - und sie verliebte sich in den 22-jährigen Gega, einem damals populären Schauspieler. Das damals „schönste Paar der Welt“ bewunderte Sonnenaufgänge in der morgenleeren Stadt, fuhr zum Meer an die türkische Grenze, um der Freiheit des Westens ein Stück weit näher zu kommen. Sie lernten Englisch, um sich in der Freiheit verständigen können und spielten in Gedanken verschiedene Fluchtmöglichkeiten durch. Als angeblicher Anführer der „Bande“ wird der 33-jährige Mönch Temur genannt - der an sich nur in Ruhe und Frieden leben und glauben wollte. Doch galt die orthodoxe Religion in der Sowjetunion als verpönt.

Die Flugzeugentführung scheiterte, die Ermittlungen dauerten neun Monate. Die Regierung setzte alles daran, durch Zeugenaussagen die Entführer zu belasten. Tina war die einzige weibliche Beteiligte an der Entführung - sie konnte der Todesstrafe entkommen.

Mit dem Aufschreiben brach Dato Turaschwili ein jahrzehntelanges gesellschaftliches Tabu - niemals war vollständig aufgeklärt worden, was damals geschehen war. Sein Roman „Westflug“ liest sich als ein faszinierendes Zeitdokument - und zugleich wie eine spannende faktenreiche Story. Darüber hinaus berühren die Fotos im Anhang auf besondere Weise.

Nach dem Lesen war ich wieder einmal schockiert, wie rücksichtslos und unmenschlich das sowjetische Regime mit Menschen umgegangen war, die nicht ins System passten. Natürlich waren das Verbrecher - sie hatten schließlich ein Flugzeug entführt; das versucht der Autor auch gar nicht schönzureden. Aber wie wurde damit umgegangen. Alte Narben können bekanntlich, wenn sie einmal sind, nicht einfach überklebt werden.

Die Geschichte war auch schon als Theaterstück auf der Bühne zu sehen.


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